Zwei Personen reiten auf Pferden einen sonnigen, trockenen Hügel hinauf. Der Mann vorne trägt ein khaki Hemd, eine dunkle Hose und eine Sonnenbrille. Die Frau dahinter trägt eine Ranger-Uniform und einen Hut. Sie blicken nach vorne, während sie an einem See vorbeireiten. Im Hintergrund sind grüne, bewaldete Berge und ein heller, klarer Himmel zu sehen.

Miniserien: Warum das Ende oft der Anfang ist

Spätestens seit der Netflix-Serie “Untamed” wissen wir, dass das Label “Miniserie” nichts heißt. “Untamed” wurde explizit als Miniserie angekündigt und wurde doch um eine zweite Staffel verlängert. In der Vergangenheit gab es dieses Phänomen schon häufiger. Manchmal wurde eine Serie als Miniserie konzipiert, da die Vorlage nicht mehr hergab oder die Handlung damit abgeschlossen war. Aber warum werden Miniserien verlängert?

Was ist eine Miniserie?

Miniserien, ursprünglich abgeschlossen konzipiert, wandeln sich im Streaming-Zeitalter durch strategische und finanzielle Motive. Die klassische Definition verschwimmt; erfolgreiche Serien werden zur Abonnentenbindung verlängert, um die “Churn Rate” zu bekämpfen. Fallstudien wie “Big Little Lies” oder “The White Lotus” zeigen diesen Trend, der jedoch die künstlerische Integrität der ursprünglichen Erzählweise gefährdet. “Miniserie” wird so zum Marketinginstrument.

Traditionell zeichneten sich Miniserien durch eine feste Struktur und hochkarätige Besetzung aus. Mit Streaming und COVID-19 gewann die “Limited Series” an Popularität, ideal für Binge-Watching. Der Erfolg führte zu einem Dilemma: Fans wünschten Fortsetzungen, auch wenn die Geschichte abgeschlossen war. Streaming-Plattformen kennzeichnen abgesetzte Serien nachträglich als Miniserien, um Enttäuschungen zu minimieren, eine zynische, aber strategische Erwartungssteuerung. Dieses Umdenken ist eine Folge des Geschäftsmodells: Miniserien locken Abonnenten an; Verlängerungen binden sie länger und reduzieren die Kündigungsrate.

Verlängerte Miniserien

Es war schwierig, gute Fallbeispiele zu finden, wo die Handlung trotz abgeschlossener Handlung fortgesetzt wurde. Einige Miniserien, wie “The White Lotus”, “Dahmer” und “Aus Mangel an Beweisen”, gehen als Anthalogieserien weiter. So habe ich mich auf die Serien konzentriert, die in den Medien als Miniserie bezeichnet wurden.

Big Little Lies

Ursprünglich als Miniserie geplant, wurde “Big Little Lies” nach dem Erfolg der ersten Staffel fortgesetzt. Da keine literarische Vorlage mehr existierte, kam es bei der Entwicklung der zweiten Staffel zu kreativen Spannungen. Obwohl Meryl Streeps Leistung gelobt wurde, kritisierten Kritiker einen Mangel an erzählerischer Tiefe und eine oberflächliche Handlung.

The Handmaid’s Tale

Die Adaption von Margaret Atwoods Roman “The Handmaid’s Tale” stand vor der Herausforderung, die Erzählung über das mehrdeutige Ende des Buches hinaus fortzusetzen. Die Entscheidung, Junes Geschichte zu erweitern, birgt Risiken, eröffnet aber auch neue narrative Möglichkeiten.

Truth be Told

Die Serie “Truth Be Told” basiert auf dem gleichnamigen Roman von Kathleen Barber und wurde nach dem Erfolg verlängert. Doch gab es keine Vorlage mehr und man musste sich was einfallen lassen, um die Handlung fortsetzen zu können. Die nächsten Staffeln konnten aber nicht mehr an den Erfolg der ersten Staffel anknüpfen.

Nine Perfect Strangers

Nine Perfect Strangers, ursprünglich als Miniserie konzipiert, basiert auf Liane Moriartys Roman aus dem Jahr 2018. Die von David E. Kelley entwickelte und zusammen mit John-Henry Butterworth zur Serie gemachte Produktion feierte 2021 auf Hulu Premiere und wurde im Mai 2023 für eine zweite Staffel verlängert.

The Artful Dodger

“The Artful Dodger” ist eine australische Fernsehserie, die die Geschichte von Jack Dawkins, bekannt als der Artful Dodger aus Charles Dickens‘ Roman “Oliver Twist”, weitererzählt. Auch diese Serie wurde als Miniserie entwickelt, dann aber um eine zweite Staffel verlängert.

Untamed

Die Netflix-Serie “Untamed” ist wohl das aktuellste Beispiel. Sie wurde am Anfang explizit als Miniserie gelabelt und wurde schnell um eine weitere Staffel verlängert. Obwohl eigentlich alles abgeschlossen ist, hat sich Netflix für eine Verlängerung entschieden.

Warum Verlängerungen eine strategische Notwendigkeit sind

Streaming-Dienste kämpfen mit Kundenabwanderung nach dem schnellen Konsum von gehypten Miniserien. Die Verlängerung erfolgreicher Miniserien ist eine kosteneffiziente Strategie, um dies zu mindern und den Lifetime Value zu steigern. Entscheidungen basieren zunehmend auf Daten: Hohe Publikumsnachfrage innerhalb der ersten 60 Tage (z. B. zehnfacher “Demand Multiplier” für 53 % Verlängerungswahrscheinlichkeit, dreißigfach für 90 %) signalisiert Potenzial für einen langfristigen “Abo-Anker”.

Dennoch spielen weitere Faktoren eine Rolle, darunter Budget, Lizenzierung, Talentverfügbarkeit und strategische Neuausrichtungen. Steigende Kosten, insbesondere Schauspielergehälter, erfordern eine komplexe Kosten-Nutzen-Analyse, die über reine Abrufzahlen hinausgeht. Selbst sehr beliebte Serien wie “WandaVision” wurden daher nicht verlängert. Wobei man da sagen muss, dass die Geschichte im MCU weitergeführt werden kann. 

Die kreativen Dilemmata

Miniserien sind für abgeschlossene Erzählungen konzipiert. Ihre Verlängerung, wie bei “Big Little Lies”, birgt kreative Risiken durch erzwungene Konflikte und den Verlust des ursprünglichen Stils. Die zweite Staffel von “Big Little Lies” wurde für ihre künstliche Entwicklung und das Fehlen eines “Vorwärtsdrangs” kritisiert, was kreative Konflikte hinter den Kulissen verdeutlichte. Während das Publikum Fortsetzungen wünscht, soll die Essenz der Serie erhalten bleiben. Eine Balance zwischen der Beibehaltung von Erfolgsfaktoren (Atmosphäre, Darsteller) und neuen Geschichten ist entscheidend, wie das gespaltene Echo auf “The White Lotus” zeigt.

Fazit und eigene Meinung

Die Grenzen zwischen Miniserien und fortlaufenden Serien verschwimmen im Streaming-Zeitalter aus strategischen und finanziellen Gründen. Die Verlängerung erfolgreicher Miniserien dient der Abonnentenbindung. Zukünftig könnten Anthologie-Formate wie “The White Lotus” für Prestigeproduktionen bevorzugt werden, da sie kreative und finanzielle Vorteile bieten, ohne Geschichten künstlich zu verlängern. Die “Limited Series“ wird weiterhin als “Probelauf” dienen, doch die Erwartung einer Verlängerung bei Erfolg wird zur Norm, was die Unterscheidung zwischen den Formaten weiter verwischt.

Meiner Meinung liegt das Problem bei Serien, die als Miniserie vermarktet und erfolgreich sind. Ich denke, dass die Serien nur so erfolgreich sind, da die Zuschauer wissen, dass es ein Ende gibt. Deshalb wird die Serie sofort angesehen und man wartet nicht ab, ob eine zweite Staffel bestellt wird, um sie dann erst zu schauen. Das ist paradox, denn eine Serie wird nicht verlängert, wenn sie bestimmte Quoten nicht erreicht. Ich kann nur sagen, dass die Streamer und Sender Miniserien nicht verlängern sollten. Natürlich können sie erfolgreich sein, aber man sollte verstehen, warum sie so erfolgreich sind. Ist es die abgeschlossene Geschichte oder die Charaktere? Ich denke nicht, dass “Untamed” auch eine erfolgreiche zweite Staffel hinbekommt, da die Geschichte auserzählt ist. 

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